Die Stoiker bezeichneten die negativen Geisteshaltungen als, auf falschen Werturteilen beruhende, Leidenschaften. Leidenschaften galten als Krankheiten des Geistes die es zu heilen galt. Sie stehen nicht im Einklang mit der Natur und dem Leben und stehen dadurch der Weiterentwicklung im Weg.
Neben den vier Hauptleidenschaften sind zahlreiche weitere Leidenschaften überliefert, die sich aber alle auf die Hauptleidenschaften zurückführen lassen.
Die vier Hauptleidenschaften
Angst
Angst ist die Erwartung eines zukünftig kommenden Übels. Sie ist also eine auf die Zukunft fokussierte Leidenschaft, konzentriert sich aber auf die falschen Dinge. Aus ihr resultieren negative Gefühle wie Trägheit, Scham, Schrecken, Schüchternheit, Bestürzung, Kleinmütigkeit, Verwirrung und Zögerlichkeit.
Im Sinne der Stoa beziehen sich Ängste immer auf Adiaphora, und sind daher unwichtig.
Der Angst kann durch die konsequente Anwendung der Disziplin des Verlangens entgegen gewirkt werden.
Begierde
Begierde ist das irrationale Verlangen nach etwas – vermeintlich – erstrebenswertem. Sie ist ebenfalls eine auf die Zukunft gerichtete Leidenschaft und resultiert in weiteren Leidenschaften wie Verlangen, Hass, Lust, Streit, Zorn, Gier, Feindseligkeit und Wut.
Begierde basiert auf der Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Welt, und dem Versuch dem mit dem Erlangen von gleichgültigen Dingen Abhilfe zu schaffen.
Kontrollieren lässt sich die Begierde ebenfalls mit der Disziplin des Verlangens.
Lust
Die Lust ist das unangebrachte Hochgefühl über etwas, das im Hier und Jetzt gut zu sen scheint. Die Stoiker verstanden die Lust als Zerstreuung und Ausgelassenheit, was sie mit der Abwesenheit der Tugend gleichsetzten.
Lust bindet das Wohlbefinden an Besitztümer oder – auf nicht tugendhafte Weise – an den jeweiligen Augenblick – beides vergängliche Dinge.
Schmerz
Die negative Leidenschaft des Schmerzes ist ein gegenwärtig empfundenes Übel, ebenfalls auf der Abwesenheit des Verstands beruht. Mit ihr einher gehen die Leidenschaften: Missgunst, Neid, Eifersucht, Mitleid, Sorgen und Verdruss.