Die Geschichte des Stoizismus begann ungefähr 300 vor Christus im alten Griechenland und damit in einer Zeit der Unsicherheit, des Umbruchs und der Gewalt. Sie zieht sich über drei Epochen (die ältere, die mittlere und die jüngere Stoa) bis sie ca. 200 nach Christus an Bedeutung verlor.
Mit seinem Vordringen in das römische Reich erlangte der Stoizismus seinen Höhepunkt und war eine der einflussreichsten und angesehensten Richtungen der Philosophie.
Die meisten heute überlieferten Interpretationen entstammen dieser römischen Zeit.
Obwohl nach Marc Aurel, als letztem bedeutenden Vertreter, keine aktiven Anhänger mehr überliefert sind, hat der Stoizismus Einfluss auf die Gedanken, Schriften und Lehren zahlreicher Philosophen bis in die heutige Zeit Einzug gehabt.
Herkunft des Begriffs Stoizismus
Die Philosophie des Stoizismus wurde nach dem Ort benannt, an dem sie zuerst von Zenon von Kition gelehrt wurde: der Stoa. Die Stoa war eine Säulenhalle auf dem Marktplatz von Athen, die allen Personen offen stand.
Die wichtigsten Personen in der Geschichte des Stoizismus
Personen die den Weg für die Geschichte des Stoizismus geebnet haben
Folgende Personen hatten einen wichtigen Einfluss auf die Geschichte der Stoa, ohne selber als Stoiker gegolten zu haben.
Pythagoras
Pythagoras, der von ca. 570 v. Chr. bis ca. 495 v. Chr. lebte, war nicht nur ein Mathematiker, sondern auch Philosoph und religiöser Führer. Seine Theorien hatten im antiken Griechenland, also dort wo die Stoa ihren Anfang nahm, großen Einfluss.
Sokrates
Sokrates, der als Begründer der westlichen Philosophie gilt, lebte von ca. 470 v. Chr. bis 399 v. Chr.. Er inspirierte Zenon von Kition sich der Philosophie zu widmen.
Obwohl die Geschichte des Stoizismus erst gute 100 Jahre nach Sokrates Tod beginnt, gelten seine Gedanken und Ansätze in weiten Bereichen als die Grundsteine der Stoa.
Diogenes von Sinope
Diogenes von Sinope (ca. 412 bis 323 v. Chr.) begründete die kynische Philosophie. Obwohl der Kynismus sich vom Stoizismus deutlich unterscheidet, galt er den nachfolgenden Stoikern als Musterbeispiel für ein philosophisches Leben.
Diogenes von Sinope lebte, der kynischen Vorstellung folgend, dass alles außer der Tugend gleichgültig ist, in absichtlicher Armut und der radikalen Missachtung sozialer Konventionen. Diese Bereitschaft seine philosophischen Vorstellung kompromißlos so leben, beeindruckte die Stoiker.
Ältere Stoa (ab ca. 333 v. Chr.)
Zenon von Kition
Zenon von Kition wurde wahrscheinlich ca. 333 v. Chr. in Kition geboren. Gestorben ist er ca. 262 v. Chr.. Er gilt als der Begründer der Philosophie des Stoizismus.
Was heute übe ihn bekannt ist stammt hauptsächlich aus den Aufzeichnungen des Diogenes Laertios.
Laut Diogenes Laertio war Zenon von Kition ein Kaufmann, der in einem Sturm sein gesamtes Hab und Gut verloren hat. Er nutzte diesen Schicksalsschlag um ca. 312 v. Chr. als Anlass für eine Reise nach Athen. Auf dieser las er in einer Buchhandlung einen Bericht über das Leben des Sokrates. Von dessen Inhalt war er so beeindruckt, dass er den Buchhändler fragte, wo er Menschen wie Sokrates treffen könne.
Daraufhin soll er, auf Hinweis des Buchhändlers, mit dem kynischen Philosophen Krates von Theben zusammen getroffen sein.
Dieser Athen-Aufenthalt führte wohl letztendlich dazu, dass Zenon ca. 300 v. Chr. die Stoische Schule gründete. Aus seinen Studien des Platon übernahm er die für den Stoizismus gängige Dreiteilung in Logik, Physik und Ethik.
Das heutige Wissen des und über Zenon von Kition ist lückenhaft und beruht auf späteren Erwähnungen.
Ariston von Chios
Ariston von Chios war ein Zeitgenosse von Zenon von Kition. Er lebte von ca. 300 bis 260 v. Chr.. Sein Verständnis des Stoizismus fokussierte sich auf die Ethik.
Seine Ansichten setzten sich allerdings weniger durch, da sich die Interpretationen des Zenon von Kition und des Chrysippus verfestigten und dadurch zum eigentlichen Stoizismus wurden.
Cleanthes
Cleanthes lebte von ca. 330 v. Chr. bis 230 v. Chr.. Cleanthes war ein Schüler des Zenon von Kition und übernahm nach dessen Tod die Leitung des Stoischen Schule. Er leitete diese mehr als dreißig Jahre lang und erweiterte und verfestigte eine Vielzahl von Zenons Lehren.
So erweiterte er z.B. Zenons Aufforderung an seine Schüler „nach der kosmischen Vernunftordnung zu leben“ um den Zusatz „und gemäß der Natur“.
Auch die Überlieferungen des Cleanthes sind lückenhaft und basieren oft nur auf Zitaten z.B. durch Eptiktet.
Chrysippus
Chrysippus lebte von ca. 279 v. Chr. bis ca. 206 v. Chr.. Chrysippus wiederum war Schüler von Cleanthes und das dritte Oberhaupt der Stoischen Schule. Er vertiefte die Lehren des Zenon von Kition so maßgeblich und nachhaltig, dass er daher oft als zweiter Begründer des Stoizismus angesehen wird.
Diogenes Laertios sagte über ihn: „Ohne Chrysippus hätte es keine Stoa gegeben.“.
Mittlere Stoa (Ca. ab 129 v. Chr.)
Cicero
Cicero lebte von ca. 106 v. Chr. bis 43 v. Chr. und betrachtete sich selbst nicht als Stoiker, war aber nach einen Zusammentreffen mit ihnen im Jahr 155 v. Chr. in Rom so beeindruckt von der Stoa, dass er mehrere Bücher zu dem Thema verfasste. Durch diese Bücher ist ein wichtiger Teil der Stoa überliefert, der ansonsten verloren gegangen wäre.
Jüngere Stoa (Ca. ab Christi Geburt)
Lucius Annaeus Seneca
Seneca lebte von ca. 4 v. Chr. bis 65 n. Chr.. Er war bekennender Stoiker und Schriftsteller. Als solcher hat er zahlreiche Briefe und Essays verfasst in denen der Stoizismus nach unserem heutigen Verständnis festgehalten ist.
Gaius Musonius Rufus
Gaius Musonius Rufus ca. 30 bis 100 n. Chr.. Er war der Lehrer des bis heute bekannten Stoikers Epiktet.
Epiktet
Epiktet wurde um 55 n. Chr. in Hierapolis in Phrygien geboren und starb um 135 n.Chr.. Er lebte zunächst als Sklave. Nach seiner Freilassung wurde er stoischer Lehrer.
Epiktet gilt bis heute als einer der bedeutendsten Stoiker. Aufgrund seines Wirkens in der späten Stoa und seiner zahlreichen Anhänger sind große Teile seines Schaffens überliefert.
Wahrscheinlich geht auch die Entwicklung der drei Disziplinen auf ihn zurück.
Marc Aurel
Marc Aurel (auch Mark Aurel oder Marcus Aurelius) lebte von 121 bis 180 n. Chr.. Er war von 161 bis 180 n Chr. der Kaiser des römischen Reichs und ist der letzte bedeutende Vertreter in der Geschichte des Stoizismus.
Seine privaten philosophischen Tagebücher sind unter dem Titel „Selbstbetrachtungen“ bekannt und gelten als eine der wichtigsten Überlieferungen des Stoizismus überhaupt.
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